Die Magie der Mundhöhle

Kieferschmerzen und -verspannungen lösen
Zahnfehlstellungen korrigieren

Dr. Silke Waggershauser ist Expertin für die schulmedizinische Sicht auf die Mundhöhle. Auf der Suche nach dem Guten blickt sie neugierig über den bequemen Tellerrand: Seit über 80 Jahren wissen wir, dass seit dem Aufkommen der Nahrungsmittelindustrie weltweit mit der Kieferentwicklung etwas gewaltig schiefläuft. Wo keine hochwertigen Baustoffe herangeschafft werden, da kann auch kein hochwertiges Bauwerk entstehen. Dank der Dentosophie ist dieser wichtige materielle Aspekt („Du bist, was du isst.“) jetzt nicht mehr die ganze Wahrheit: Diese junge Wissenschaft achtet speziell auf die Muskelarbeit von Zunge, Kaumuskeln und anderen (Nun also auch: „Du bist, wie du kaust, atmest und schluckst.“).

Der Kieferknochen und die Zahnstellung passt sich mit der Zeit an den Muskeldruck und -sog an. Ganz wesentlich ist dabei die Position der Zunge. Sie soll im Normalzustand (also fast immer) nicht faul am Mundboden liegen, sondern oben, vorne, und am Gaumen einen leichten Unterdruck erzeugen. So zieht die Zunge das Mundhöhlendach nach unten und weitet dadurch mit der Zeit den Oberkiefer. Die Zähne haben mehr Platz, die Nasenatmung läuft freier und die ungesunde Mundatmung wird zur seltenen Ausnahme. Gleichzeitig beruhigt dieses Zungensaugen am Gaumen auch die Psyche, denn es ist von der Sensorik her der harmonischen Stillerinnerung relativ ähnlich (wie auch das zahntechnisch recht nachteilige Daumenlutschen).

Beim Kauen ist es wichtig, dass beide Kieferseiten gleichmäßig genutzt werden. Die linke Kieferseite stimuliert mit ihrer Aktivität die rechte Hirnhälfte. Die rechte Kieferseite die linke Hirnhälfte. Einseitiges Kauen macht nicht nur eine dicke Backe und verursacht Haltungsschäden, sondern wirkt sich auch in Psyche und Verhalten aus.

Haupttherapiewerkzeug ist in der Dentosophie ein weicher Kaueinsatz (Balancer), der in der Form an einen Mundschutz im Kampfsport erinnert.  Extrem spanned ist der neuronale Zusammenhang zwischen dem, was im Mund-Nasen-Rachen-Raum passiert, dem vegetativen Nervensytem und der Körperhaltung. Fische eignen sich als evolutionäre Vorläufer für ein vereinfachtes Modell: In entspannter Ruhe (parasympathisch) schwimmt der Piranha ruhig oder steht an einer Stelle. Dabei hat er die Zunge am Gaumen, sodass kein Wasser durch seinen Schlund in den Magen strömen kann, denn dort würde es die Nahrung verdünnen und verdrängen. Gemütlich schappt er nach Wasser, welches dann durch die Kiemenspalten austritt. Ein sehr entspannter Vorgang, der unserem ruhigen Atmen entspricht. Bei jedem Schluckvorgang registriert sein Gehirn die Lage im schwerelosen Lebensraum und sorgt über die Skelettmuskulatur dafür, dass er aufrecht steht, denn sonst würde gelegentlich das eine Auge zufällig in den Himmel und das andere zufällig in den Schlick starren. Kommt nun Beute in Sicht, dann ist Schluss mit Entspannung. Auch die Lage im Raum ist egal und die Zunge muss den Weg frei machen. Jetzt ist höchster Stress. Die Skelettmuskeln leisten 100%, denn die Kollegen sind auch hungrig. Sobald es nichts mehr zu Futtern gibt, schaltet der Fisch zurück auf Entspannung und Verdauung. Die Zunge verschließt den Weg in den Rachen. Vieles von dem, was beim Fisch offensichtlich und logisch verschaltet ist, findet sich in dem Buch über den Menschen. Vom Fisch, der sein Wasser „schluckt“, über die Kuh die ihr Gras wiederkäut, bis zum gestillten Säugling zieht sich gesundes entspanntes und expertenfreies Leben durch die Jahrtausende.

Was Schnuller, Nuckelflaschen, Daumen, Strohalme, Weichnahrung usf. mit unserer Ruhe machen, kann man sich dank dieses Buchs selbst herleiten. Wie einseitiges Kauen den Kopf schräg stellt, das Gehirn bei jeder Schluckbewegung die Kopflage im Raum als schief wahrnimmt und dann in weiterer Folge zum Ausgleich das Kreuz dauerhaft schräg stellt, damit die Augen wieder horizontal liegen (wie beim Fisch), das sollte sogar den Orthopäden zu denken geben, denn auch diese Erkenntnis ist alles andere als geschäftsförderlich. Es ist schon erstaunlich, wie sich evolutionäre Prinzipien stabil durch die Jahrtausende ziehen. Auch bei Fischen steht „aufrecht“ für Orientierung und ist ein großer Überlebensvorteil…

Zu guter Letzt: Das Buch hilft auch gegen Schnarchen. Und: Das Buch ist eine Augenweide. Die Autorin ist ein Vorbild an positiver Energie, Schaffenskraft und Lebensfreude. Also klare Kaufempfehlung!

Harald, Gemeinschaft Heidenheim

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