SOLIDAGO sind Menschen aus verschiedenen Kulturen, Berufen, Einkommens- und Altersgruppen, die eigenverantwortlich für ihre Gesundheit handeln. Sie bilden lokale Gemeinschaften mit familiären Charakter und vernetzen sich über den SOLIDAGO Bundesverband, der 2013 in Überlingen am Bodensee gegründet wurde.
SOLIDAGO ist ein neues Modell gelebter Bürgerentscheidung im Gesundheitswesen. Alle Mitglieder gestalten SOLIDAGO ehrenamtlich mit. Sie begleiten und unterstützen sich gegenseitig durch Rat, Tat und finanzielle Hilfe. Anders als bei gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen besteht kein Rechtsanspruch auf bestimmte, in einem Leistungskatalog definierte Leistungen. Die Mitglieder gewähren einander einen Anspruch auf Hilfe dem Grunde nach.
Im Sinne der Salutogenese entwickelt SOLIDAGO gute Umgebungen für Gesundheit und individuelle Bewältigung von Krankheit. SOLIDAGO ermöglicht die freie Wahl von Therapie und Therapeutin. Damit bilden die Mitglieder heilsame Gemeinschaften. In diesen können sich die Mitglieder geborgen und bestärkt fühlen. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Tatkräftige zwischenmenschliche und verlässliche finanzielle Unterstützung sind die Basis für das gegenseitige Vertrauen der Mitglieder.
Die Mitglieder tun viel für ihre Gesundheit und tragen das Krankheitsrisiko gemeinschaftlich. Die Beitragsverpflichtung greift unabhängig von Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand. Das nennen wir Risikosolidarität.
Damit wir diese Risikosolidarität verwirklichen können, orientieren wir unsere Solidarbeiträge anteilig am Gesamteinkommen des Mitglieds über alle Einkommensarten. Das ist unsere Einkommenssolidarität.
Kinder und andere Familienmitglieder ohne eigenes Einkommen werden gemeinschaftlich mitgetragen. Wir folgen so dem Grundprinzip der Familiensolidarität.
SOLIDAGO ist eine selbstverwaltete Gesundheitsabsicherung und keine Versicherung, die einen Rechtsanspruch auf bestimmte Leistungen gewährt. Die notwendige Verbindlichkeit entsteht in der Gemeinschaft und durch den gemeinsamen Rechtsrahmen (→ Satzung). Für jedes vollabgesicherte Mitglied besteht eine Rückdeckungsversicherung bei einem in Deutschland zugelassenen Versicherungsunternehmen.
Laut dem V. Sozialgesetzbuch (SGB) und dem Versicherungsvertragsgesetz (VVG) sind diejenigen Personen von der Versicherungspflicht in einer privaten oder gesetzlichen Krankenversicherung ausgenommen, die einen anderweitigen Anspruch auf Absicherung im Krankheitsfall (§ 5 Abs. 1 Ziff. 13 SGB V) oder vergleichbare Ansprüche (§ 193 Abs. 3 Nr. 2 VVG) haben. Ein solcher anderweitiger Anspruch muss kein Anspruch aus einem Krankenversicherungsvertrag sein.
Die Mitgliedschaft im SOLIDAGO Bundesverband entspricht dem Anforderungskatalog des GKV-Spitzenverbands (2009) zur Bewertung der Mitgliedschaft in einer Selbsthilfeeinrichtung bzw. Solidargemeinschaft im Gesundheitswesen als anderweitige Absicherung im Krankheitsfall:
SOLIDAGO als anderweitige Absicherung im Krankheitsfall basiert auf der Grundlage des Grundgesetzes und der Rechtsvorschriften der Bundesrepublik Deutschland.
Freiheit bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen, sondern ein Leben zu führen, das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert.
—Nelson Mandela
SOLIDAGO-Mitglieder können ihre Therapeut.innen und Therapien frei wählen. Sie sind nicht an Leistungskataloge gebunden, die von Dritten festgelegt und geändert werden. Der Arzt-Patienten-Dialog ist frei von Restriktonen, die sinnvolle Therapien einschränken. Jeder Mensch ist einzigartig. Deshalb sind individuelle Heilungswege meist auch effiziente Heilungswege.
SOLIDAGO-Gemeinschaften üben ihre Entscheidungsrechte gemeinsam aus. Die Mitglieder in den lokalen Gemeinschaften verantworten den Umgang mit ihren finanziellen Mitteln. Entscheidungsfreiheit und Verantwortung gehören untrennbar zusammen.
Der SOLIDAGO-Vorstand tritt ein für die Weiterentwicklung der Freien Solidargemeinschaften. Die Entscheidungsfreiheiten der Mitglieder sind ein hohes Gut. Daraus entstehen innovative Impulse für das Gesundheitssystem. Diese sind wertvoll für die Menschen in unserer Gesellschaft.
Als freie Bürger.innen unterstützen wir eine weltoffene, demokratische Gesellschaft, die allen Menschen gute Lebensperspektiven eröffnet. Wir sind deshalb darauf bedacht, dass unsere Mitglieder sich bei uns wohlfühlen. Unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Kultur, ihrer religiösen oder politischen Anschauungen, ihrem Geschlecht sind bei uns alle Menschen willkommen, die sich konstruktiv einbringen wollen.
Wir wissen, dass das Wohlergehen aller auch von einem gesunden Gemeinwesen abhängt und deshalb tragen wir je nach unseren Fähigkeiten zur Erhaltung des demokratischen Gemeinwesens bei, sowohl im Kleinen innerhalb von Solidago als auch im Großen als Verein in der weiteren Gesellschaft.
Wir treffen uns monatlich zum Austausch in unseren kleinen lokalen Gemeinschaften mit 5 bis 50 Mitgliedern. In offenem und ehrlichem Miteinander sprechen wir über die Themen unserer Gesundheit und die Dinge, die uns bewegen.
In der Gemeinschaft lernen wir uns gegenseitig kennen und verstehen meist früh, wann ein Mitglied Hilfe benötigt. Es geht dabei beispielsweise um frühzeitiges Fördern und rechtzeitiges Stabilisieren von Gesundheit sowie um Prävention. Wir lernen miteinander, indem wir uns bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit umeinander kümmern.
Wir bemühen uns, durch achtsamen Umgang miteinander aus Konflikten zu lernen. Dabei beschäftigen wir uns möglichst mit der ganzen Bandbreite von Konfliktpotenzialen. Bei Konflikten, die nicht in der Gemeinschaft gelöst werden können, stehen uns Konfliktbegleiter.innen zur Seite.
Auf der individuellen Ebene streben die Mitglieder an, eine eigene Mündigkeit hinsichtlich ihrer Gesundheit zu entwickeln. Lebensweise und Geisteshaltung haben daran wesentlichen Anteil.
In diesen Lernprozessen holen wir Rat von Expert.innen innerhalb und außerhalb von SOLIDAGO ein, aus dem Gesundheitswesen und der Forschung. Im Forum für Gesundheit berichten Therapeut.innen über ihre Arbeit und tauschen sich aus. Diese Foren für Gesundheit sind auch Teil der Bundesmitgliederversammlungen.
Wir verstehen uns als heilsame Gemeinschaften, in denen wir miteinander Gesundheit erhalten, wieder herstellen und fördern. In den monatlichen Treffen sprechen wir meist sehr offen über Krankheit und Gesundheit, über Leben und Tod. Dadurch entsteht Vertrauen zueinander.
Wir sehen uns im Sinne eines lernenden Organismus. Die lokale Gemeinschaft wird zum Übungsfeld für ein neues soziales und gesellschaftliches Miteinander. Zugrunde liegt ein Menschenbild, in dem Individuum und Gemeinschaft in lebendiger Wechselwirkung stehen.
Aaron Antonovsky ist ein Sozialwissenschaftler, der das Konzept der Salutogenese begründete. Er untersuchte, wie es Frauen in Israel in der Menopause gesundheitlich geht und fasste seine Beobachtungen zusammen. In seinem Fragebogen nahm er auch die Frage auf, ob diese Frauen im Konzentrationslager gewesen seien. Was ihn erstaunte, war, dass ca. ein Drittel dieser Frauen gesundheitlich gut mit der Menopause zurechtkam, trotz ihrer Erfahrungen im Konzentrationslager, mit der Umsiedlung in ein neues Land, einer neuen Sprache und einer neuen Arbeit. Aus dem Versuch heraus diese Beobachtung zu erklären entstand das Konzept der Salutogenese.
Kohärenzsinn
Seine wichtigsten Annahmen können als Kohärenzsinn (SOC: Sence of Coherence) zusammengefasst werden. Die untersuchten Frauen wiesen folgende Eigenschaften auf:
Antonovskys Gesundheitsvorstellung konkretisierte sich und er fasste die drei o.g. Eigenschaften zum Kohärenzsinn (SOC) zusammen als etwas, das unsere Widerstandskraft gegen Belastungen stärkt: Resilienz.
Modelle von Krankheit und Gesundheit
Dr. Alexa Franke, die Aaron Antonovskys Buch „Unraverling the Mystery of Health –How Poeple Manage Stress and Stay well“ ins Deutsche übersetzt hat, bearbeitete dieses Konzept weiter und kam zu der Entdeckungen, die sie in „Modelle von Krankheit und Gesundheit“ vorstellte. Das alte traditionelle Gesundheitsmodell ist eine Ja-Nein Entscheidung und orientiert sich an der Frage, ob ein Mensch arbeitsfähig ist oder nicht. Hier ist man nur krank oder nur gesund.
Antonovsky nahm den Fluss als Bild für Gesundheit. Im alten Modell sind wir gesund und schreiten neben dem Fluss her. Ab und zu fallen wir in den Fluss und müssen von Spezialist.innen daraus gerettet werden. Für Antonovsky schwimmen wir immer im Fluss. Mal sind wir entspannt und fühlen uns wohl, mal schwimmen wir angestrengt in Stromschnellen. Wenn wir zu erschöpft sind, brauchen wir Hilfe von Spezialist.innen. Wir hören aber nie auf zu schwimmen. Antonovskys Gesundheitsvorstellung beinhaltet auch den Tod. Selbst wenn wir sterben sind wir immer noch etwas gesund. Wir bewegen uns auf einem Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit.
Der Dialog zwischen Ärztin/Arzt und Patient.in
Dr. Alexa Franke erweiterte Antonovskys Vorstellung von Gesundheit als Kontinuum, in dem sie ein zweidimensionales Feld öffnete. Es gibt nicht mehr allein den Befund: Wir entsprechen - oder auch nicht - den für Gesundheit definierten Normwerten. Sie bringt das individuelle Befinden als zweite Dimension ein. Franke schlägt damit eine Brücke zwischen einer allein am Körper orientierten Medizin, die Gefühle und das Befinden ausblendet und einer körperlosen Seelenkunde. Damit rückt der Dialog zwischen Arzt/Ärztin und Patient.in stärker in den Fokus der Therapie.
Eine Aufnahme als neues Mitglied ist nur über den Beitritt zu einer lokalen Gemeinschaft möglich und setzt eine mehrmonatige gegenseitige Kennlernphase voraus. Erst dann ist es sinnvoll, eine Kündigung der bisherigen Versicherung zu erwägen.
Kontaktiere bitte über die folgende Karte eine oder mehrere lokale SOLIDAGO-Gemeinschaften in deiner Nähe. Die Gemeinschaften treffen sich in der Regel einmal im Monat. Interessent.innen nehmen mindestens dreimal an einem Treffen der Gemeinschaft teil, bevor ein Aufnahmeantrag gestellt werden kann. Das ist wichtig, um sich kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen.
Hier findest du häufig gestellte Fragen. Sollten noch Fragen offen geblieben sein, schreibe uns gerne: info@solidago-bund.de
Nur für Personen, die Art ihrer Krankenversicherung frei wählen können, ist SOLIDAGO eine Alternative zur gesetzlichen oder privaten Krankenkasse. Das sind Selbständige, Freiberufler oder Angestellte mit einem Monatseinkommen über der Beitragsbemessungsgrenze (aktuell 4.837,50 €).
Eine Mitgliedschaft ist nur über die Aufnahme in einer lokalen SOLIDAGO-Gemeinschaft möglich. Die einzelnen Schritte sind im Leitfaden Aufnahme beschrieben.
Auf Grundlage des bundesweiten gemeinschaftlichen Bedarfs definiert unser Kuratorium unter Mitwirkung eines Aktuars jährlich einen Beitragssatz sowie Richtwerte für eine Unter- und Obergrenzen für die monatlichen Beiträge aller Mitglieder. Dabei werden insbesondere der bundesweite gemeinschaftliche Bedarf mitgetragener Kinder, die besonderen Belastungen von Menschen mit Behinderungen, chronischen und psychischen Erkrankungen sowie die erforderlichen Rücklagen berücksichtigt.
Unsere Beiträge werden einkommensabhängig berechnet. Der monatliche Solidarbeitrag liegt aktuell bei mindestens 12% (bzw. 10 % mit externer Pflegeversicherung) der monatlichen Gesamtsumme der Einkünfte.
Seit 2020 gilt für Neumitglieder ab einem Eintrittsalter von 55 Jahren eine höhere Untergrenze:
Hinzu kommt ein monatlicher Verwaltungsbeitrag von 20 €. Anderweitig gezahlte Krankenkassen- oder Versicherungsbeiträge können mindernd berücksichtigt werden. Für Studierende gelten gesonderte Beiträge.
*) entsprechend der Beitragsbemessungsgrenze nach dem GKV-Versichertenentlastungsgesetz: derzeit 1.096,67 €
Kinder ohne eigenes Einkommen können als mitgetragene Familienmitglieder aufgenommen werden und zahlen daher keinen gesonderten Beitrag. Gleiches gilt für Ehe- und Lebenspartner, solange sie mit Kindern eine Haushaltsgemeinschaft bilden.
Ja, alle Mitglieder gehen mit der Aufnahme eine Selbstverpflichtung ein. Diese beinhaltet insbesondere das Gemeinschaftsleben auf lokaler, regionaler und Bundes-Ebene zu pflegen und sich aktiv daran zu beteiligen. Dazu gehört bspw. aber auch Konflikte anzusprechen und an deren Klärung lösungsorientiert mitzuwirken oder sich mit dem Thema Patientenverfügung auseinanderzusetzen.
Durch unsere zentrale Buchführung werden alle Geldflüsse erfasst und gewähren uns einen Einblick in die aktuelle Finanzlage. Unter Berücksichtigung der zukünftigen Risiken und bisheriger Kosten, erfolgt bei Bedarf eine Beitragsanpassung durch unser Kuratorium. Regelmäßige Aktuarsgutachten bescheinigen unsere Finanzstabilität.
Du möchtest eine neue lokale SOLIDAGO-Gemeinschaft mit anderen Interessierten gründen? Bitte nehme auch in diesem Fall zunächst über die folgende Karte Kontakt zu einer bestehenden Gemeinschaft auf, die euch dann als Paten-Gemeinschaft bei der Gründung unterstützt.